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Raumfahrt im Zeichen einer Welt im Wandel: grün, digital, widerstandsfähig und sicher

13.01.2021

Stellen Sie sich eine Welt vor, in der Weltraumtechnologie eingesetzt werden kann, um Menschen auf See zu retten, in der Satellitensysteme eingesetzt werden können, um bedeutende Klimaveränderungen zu erkennen, und in der Erdbeobachtungstechnologien dafür genutzt werden können, Landwirten dabei zu helfen, die Agrarproduktion zu überwachen, Wasserverschwendung zu verringern und unzureichende Düngung zu vermeiden.... Das klingt futuristisch, es passiert aber schon... und zwar jetzt! Nur wenige Tage nach Beginn des neuen Jahrzehnts fand die Europäische Weltraumkonferenz statt. Sie bot Gelegenheit für einen Rückblick auf das Erreichte und für eine Vorausschau auf die künftige europäische Raumfahrtpolitik und die künftigen europäischen Raumfahrtprogramme und -missionen.

Die 13. Europäische Weltraumkonferenz, die vom Europäischen Parlament, der Europäischen Kommission, der Europäischen Weltraumorganisation und Business Bridge Europe veranstaltet wurde, fand am 12. und 13. Januar als Videokonferenz unter Teilnahme des Hohen Vertreters der Union Josep Borrell statt.

Die Rolle der Raumfahrt im Aufbauplan der EU und in den nationalen Aufbauplänen, die Sicherung der öffentlichen Telekommunikation in Europa, Resilienz und kritische Wertschöpfungsketten, Forschung und Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Raumfahrt, Raumfahrt und Verteidigung, Raumfahrtanwendungen, Digitalisierung, neue europäische Maßnahmen zur Weltraumerforschung sowie die internationale Zusammenarbeit im Weltraumsektor und die Raumfahrtindustrie gehören zu den Themen, die auf der diesjährigen Europäischen Weltraumkonferenz erörtert werden, die unter dem folgenden Motto steht: ‘Space Embracing a Changing World: Green, Digital, Resilience & Security)’ (Raumfahrt im Zeichen einer Welt im Wandel: grün, digital, widerstandsfähig und sicher).

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Der Hohe Vertreter der Union Josep Borrell eröffnete am zweiten Tag die Konferenz: „Die Raumfahrt ist ein wesentlicher Bestandteil unserer umfassenderen Arbeit im Hinblick auf die Weiterentwicklung der strategischen Autonomie Europas. Wenn wir eine Lehre aus der Pandemie und aus dem Jahr 2020 ziehen können, dann die, dass wir eine größere strategische Autonomie erreichen müssen - und zwar in den unterschiedlichsten Bereichen (...). Durch unsere Präsenz im Weltraum können wir unsere Ziele in den Bereichen Wissenschaft, Wirtschaft und Sicherheit verwirklichen. So gesehen ist der europäische Raumfahrtsektor ein Impulsgeber für die strategische Autonomie Europas,“ so Borrell.

Weiter führte er aus, dass es bei der strategischen Autonomie darum gehe, unsere Fähigkeit zu wahren, gemäß unseren Interessen zu handeln und unsere übermäßigen Abhängigkeiten und unsere Anfälligkeit zu verringern. In dieser Hinsicht befinde sich der Raumfahrtsektor mit „an vorderster Front“, wenn es um die strategische Autonomie gehe.

Der Hohe Vertreter erläuterte außerdem, wie das Weltraumprogramm der Union und die dazugehörenden Vorzeigeprojekte GALILEO, EGNOS (externer Link) und COPERNICUS sich positiv auf unsere Wirtschaft ausgewirkt haben und auch weiterhin auswirken werden. Sie würden jedoch auch unsere Außen- und Sicherheitspolitik einschließlich der verteidigungspolitischen Aspekte verstärken. Ferner beschrieb der Hohe Vertreter, wie Weltraum- und Verteidigungs­technologien miteinander verknüpft sind. So könnten beispielsweise durch weltraumgestützte EU‑Anwendungen äußerst wichtige operative Fähigkeiten wie Präzisionsnavigation, Überwachung, Kommunikation und Lageerfassung bereitgestellt werden. „Wir unterstützen die Mitgliedstaaten dabei, ihre Zusammenarbeit – beispielsweise im Rahmen der ständigen strukturierten Zusammenarbeit – zu vertiefen. Wir müssen jedoch mehr tun, und der Aufbau starker Raumfahrtfähigkeiten wird in den nächsten Jahren eine unserer zentralen Prioritäten bleiben,“ führte Borrell weiter aus.

Für die Zukunft der Raumfahrtpolitik der EU sieht Borrell zwei wesentliche Handlungsbereiche:

  1. „Sicherheit aus dem Weltraum“ – also Maßnahmen zum Schutz der Sicherheit der Union und ihrer Bürgerinnen und Bürger auf der Erde in sicherheitsrelevanten Angelegenheiten, wie beispielsweise Interventionen im Katastrophenfall, Grenz- und Seeraumüberwachung oder im Falle von Terroranschlägen. Dem Satellitenzentrum der Europäischen Union in Torrejón de Ardoz kommt eine wesentliche Rolle zu; so war es beispielsweise maßgeblich am Erfolg der militärischen Operation IRINI der EU im Mittelmeer beteiligt.
  2. „Sicherheit im Weltraum“ – also Maßnahmen zum Schutz der Sicherheit der Union im Weltraum. Dieser Handlungsbereich lässt sich seinerseits in zwei Bereiche untergliedern. Und zwar in unsere Fähigkeit zur Reaktion bei einer Bedrohung der weltraumgestützten Mittel der Union einerseits und in die Überwachung des Weltraumverkehrs andererseits. Durch unsere Maßnahmen in diesem Handlungsbereich werden wir weiterhin in der Lage sein, die Raumfahrt als Impulsgeber für unsere Wirtschaft und die anderen Politikbereiche zu nutzen.

Die beiden Handlungsbereiche beruhen auf der 3SOS-Initiative, der Initiative zu Sicherheit, Gefahrenabwehr und Nachhaltigkeit im Weltraum (Safety, Security and Sustainability of Outer Space - SSSOS=3SOS), bei der es sich um eine Kampagne der EU zur Förderung „guten Verhaltens“ im Weltraum angesichts von besorgniserregenden Mengen an Weltraumschrott und besorgnis­erregendem Wettrüsten handelt. „Wir müssen weltweit dringend gemeinsam handeln,“ betont Borrell.

„Der Weltraum ist ein wertvolles Gut, aber er ist immer stärker überfüllt, immer stärker umkämpft und immer stärker dem Wettbewerb unterworfen. Deshalb müssen wir handeln, um für Sicherheit, Gefahrenabwehr und Nachhaltigkeit im Weltraum zu sorgen,“ bekräftigt Carine Claeys, die Sondergesandte des EAD für Raumfahrt.

Die „Taskforce Space“ (Weltraum-Task-Force), die von der Sondergesandten für Raumfahrt geleitet wird und direkt dem Generalsekretär des EAD untersteht, erstellt Analysen zu allen weltraum- und raumfahrtbezogenen Fragen und spricht politische Empfehlungen dazu aus und leistet ferner operative Unterstützung.

2015 wurde der erste Sondergesandte für Raumfahrt ernannt und die Weltraum-Task-Force eingesetzt, um den Hohen Vertreter und den Rat dabei zu unterstützen, Bedrohungen vom Galileo-System und – mit Hilfe des Galileo-Systems – von der Europäischen Union und ihren Mitgliedstaaten abzuwenden. Der EAD ist seit seiner Gründung für die operative Leitung des Europäischen Satellitenzentrums zuständig.

 

Geschichten, die im Weltraum geschrieben werden

Galileo antwortet auf Notrufe aus der ganzen Welt

Das europäische Satellitensystem Galileo bietet nicht nur globale Navigationsdienste, sondern trägt auch zur Lebensrettung bei: jährlich können über 2000 Menschen gerettet werden, weil Notrufe über Galileo an die Rettungsleitstellen weitergeleitet werden. Die Satelliten antworten auf die Notrufe und lassen die Menschen in Not wissen, dass Hilfe unterwegs ist. Dieses von der ESA konzipierte Rückmeldesystem („return link“ system) funktioniert wie folgt: „Jede Person in Not erhält durch eine Anzeige an ihrem aktivierten Notrufsender die Bestätigung, dass ihr Notruf mit Positionsmeldung bei den Such- und Rettungsdiensten eingegangen ist,“ erläutert Igor Stojkovic, der für den Bereich Suche und Rettung bei Galileo zuständige ESA-Ingenieur. Lesen Sie hier die ganze GeschichteQuelle: Europäische Weltraumorganisation (ESA)

https://twitter.com/defis_eu/status/1346721565954764801

 

Ergebnisse der satellitengestützten Meeresspiegelüberwachung übertreffen Erwartungen

Der Anstieg des Meeresspiegels gehört zu den wichtigsten mit dem Klimawandel einhergehenden Problemen. Die Überwachung der Höhe des Meeresspiegels ist von wesentlicher Bedeutung, um die derzeit stattfindenden Veränderungen zu verstehen und so den Entscheidungsträgern die Fakten an die Hand zu geben, die es ihnen ermöglichen, geeignete politische Maßnahmen zur Begrenzung des Klimawandels und zum Schutz gefährdeter Gemeinschaften zu ergreifen. Der Sentinel-6-Satellit ‚Michael Freilich‘ ist am 21. November 2020 von Kalifornien aus in den Weltraum gestartet. Der Satellit ist mit der neuesten europäischen Technologie zur Radarhöhenmessung ausgerüstet, damit die langfristige Aufzeichnung der Meeresspiegelmessungen fortgeführt werden kann. Am 30. November nahmen die Fernflugführer das in dem Satelliten installierte Poseidon-4-Radar-Altimeter, das von der ESA entwickelt wurde, in Betrieb. Bei der Analyse der ersten übermittelten Daten waren die Experten von der Datenqualität überrascht. Der Leiter des Erdbeobachtungs­programms der ESA, Josef Aschbacher: „Wir sind sehr erfreut über diese ersten Ergebnisse (...). Die Copernicus-Sentinel-6-Mission ist eine Zusammenarbeit mit der Europäischen Kommission und mit Eumetsat, der NASA, der NOAA und CNES. Bei dieser Zusammenarbeit spielen alle Beteiligten eine wichtige Rolle, und das macht den aktuellen Erfolg der Mission aus.“ Lesen Sie hier die ganze GeschichteQuelle: Europäische Weltraumorganisation (ESA)

Satellite

 

Europas Naturschutzgebiete profitieren von EGNOS

Die Europäische Erweiterung des geostationären Navigationssystems (European Geostationary Navigation Overlay Service - EGNOS) ist ein öffentlich zugängliches kostenloses Instrument, mit dem zum Naturschutz beitragen wird. Gemäß Europarc kann EGNOS Naturschutzgebiete unterstützen, indem bei typischen GNSS-Feldeinsätzen zur Erhaltung ihrer Ökosysteme und zu Verwaltung und Betrieb ihrer Infrastruktur präzisere Ortungsdaten bereitgestellt werden. Ein Beispiel dafür ist der Naturpark Alt Pirineu, der größte Naturschutzpark Spaniens in Katalonien. Olga Nicolas und Elisenda Montserrat, beide Mitarbeiterinnen bei Natural Heritage, nutzen EGNOS für Studien der Fauna und Flora und andere forstwissenschaftliche Arbeiten. Die Aktivierung des EGNOS-Dienstes war sehr einfach, wie Olga Nicolas bestätigt: „EGNOS wird in unserem Garmin-GPS automatisch konfiguriert, und der Dienst ist sehr einfach zu nutzen.“ Der EGNOS-Dienst liefert ohne zusätzliche Kosten die erforderliche Präzision und ist somit ein effizientes Instrument, „wenn es um die Position von Punkten, Feldern und Transsekten geht,“ erläutert Elisenda Montserrat. Lesen Sie hier die ganze GeschichteQuelle: Agentur für das Europäische GNSS (GSA)

Von der Landwirtschaft zur Überwachung von Kaffee auf Krankheitsbefall

Von Spanien nach Kenia ... Graniot, ein Team aus Spanien, hat den Farming by Satellite-Preis 2020 gewonnen. Das Gewinner-Team hat eine Web-Anwendung entwickelt, die die europäischen Satellitentechnologien nutzt, um Landwirtschaftsexperten und Landwirte bei der Überwachung der Agrarproduktion sowie dabei zu unterstützen, Wasserverschwendung zu verringern und zu geringe Düngung zu vermeiden. Der „Farming by Satellite“-Preis dient dazu, die Nutzung von GNSS und Erdbeobachtung in Europa zu fördern. Zudem beinhaltet der Preis einen speziellen Preis für Afrika. Dieser spezielle Preis wurde dem kenianisch-italienischen Team GeoM&E für ihre Lösung für die Überwachung von Kaffee auf Krankheitsbefall verliehen. Hans Dufourmont, einer der Juroren der Europäischen Umweltagentur (EUA), stellte die positiven Umweltauswirkungen der Vorschläge heraus: „Der Agrarsektor muss auch weiterhin nachhaltige Verfahren zur Lebensmittelerzeugung entwickeln und die mit der Lebensmittelerzeugung einhergehenden Belastungen für Umwelt und Klima verringern. Es ist schön zu sehen, wie junge Landwirte durch Galileo und Copernicus davon überzeugt werden, als Unternehmer die Computertechnik zu nutzen und eine wettbewerbsfähige und dennoch nachhaltige Landwirtschaft zu entwickeln.“ Lesen Sie hier die ganze Geschichte – Agentur für das Europäische GNSS (GSA)

Rieseneisberg kalbt

Der Eisberg A-68A brach 2017 vom Larsen-C-Schelfeis der Antarktis ab, seitdem wird seine Route mittels Satellitenmissionen verfolgt. In den letzten Wochen ist der Eisberg A-68A bedrohlich nahe an die entlegene Insel Südgeorgien herangetrieben, sodass Wissenschaftler fürchteten, dass der Eisberg im flacheren Wasser vor der Insel auf Grund laufen und so zu einer Bedrohung für die Tierwelt der Insel werden könnte. Die neuesten Satellitenbilder, die im Rahmen der Copernicus‑Sentinel‑3‑Mission aufgenommen wurden, zeigen, dass der Eisberg sich im Uhrzeigersinn gedreht hat, wodurch ein Ende des Eisbergs dem Landsockel näher gekommen und in flacheres Wasser geraten ist. Dabei könnte der Eisberg – bei einer Meerestiefe von weniger als 200 m – über den Meeresboden geschrammt sein, wodurch ein riesiges Stück von der Nordspitze des Eisbergs abgerissen wurde. Lesen Sie hier die ganze GeschichteQuelle: Europäische Weltraumorganisation (ESA)

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Zurück in die Zukunft

Das Jahr 2020, das voller Herausforderungen war, liegt hinter uns, und die Europäische Weltraumorganisation sieht dem Jahr 2021 voller Erwartungen entgegen. Das neue Jahr sollte besser werden; vor allem aber dürfte es spannend werden, da der Erstflug einer Vega‑C‑Trägerrakete bevorsteht (auf den nächstes Jahr der Erstflug der Ariane 6 folgen soll), zwei Astronauten der ESA zu Langzeit-Missionen in die Internationale Raumstation ISS aufbrechen und die Raumsonden BepiColombo und Solar Orbiter ihre Reisen durch das Sonnensystem fortsetzen werden. In diesem Jahr hat die ESA außerdem Generaldirektor Jan Wörner, dessen Amtszeit endete, verabschiedet und Wörners Amtsnachfolger Josef Aschbacher in seinem neuen Amt begrüßt. Sehen Sie sich die Vorschau der ESA auf das Jahr 2021 an!

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Main Photo: © ESA - D. Ducros


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