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Die Pandemie ist noch lange nicht vorbei: Wir brauchen eine starke WHO, um Ergebnisse zu erzielen

10/06/2020 - Letzten Montag hat Dr. Tedros, Generaldirektor der Weltgesundheitsorganisation (WHO), an unserer Videokonferenz mit den EU Entwicklungsministerinnen und ministern teilgenommen. Er hat die Möglichkeit genutzt, um über die COVID-19-Epidemie und die Rolle der WHO zu sprechen. Außerdem hat er die aktuelle Lage in Bezug auf die Pandemie bewertet. Das war sehr alarmierend: Zwar scheint COVID-19 in Europa dank der groß angelegten Maßnahmen, die die Mitgliedstaaten und die Union ergriffen haben, unter Kontrolle zu sein, aber dies ist in der übrigen Welt noch nicht der Fall.

„Die Coronavirus-Pandemie ist eine globale Angelegenheit. Wir können sie nur mit einer globalen Lösung bewältigen.“

Am 5. Juni dieses Jahres wurde mit 130 600 neuen nachgewiesenen Fällen weltweit ein neuer Rekord erreicht. Die Lage auf dem amerikanischen Kontinent verschlechtert sich weiter, insbesondere in Südamerika, so Dr. Tedros.

Diese besorgniserregende Situation erinnert uns an eine wesentliche Tatsache: Diese Pandemie ist eine globale Angelegenheit und wir können sie nur mit einer globalen Lösung bewältigen. Wenn es uns nicht gelingt, COVID-19 überall wirksam zu bekämpfen, wird das Virus schließlich wieder zu uns zurückkehren. Einige werden behaupten, dass dieses erhöhte Risiko auf die Beschleunigung des Waren- und Personenverkehrs zurückzuführen ist – ein unerwünschter Nebeneffekt der Globalisierung. Das ist jedoch nichts Neues: Menschen und Waren sind schon immer in Bewegung gewesen und mit ihnen auch Viren. Für ein Beispiel dafür müssen wir gar nicht bis zu den großen Pest-Epidemien des Mittelalters zurückgehen, wir brauchen uns nur an die sogenannte „Spanische“ Grippe von 1918 und ihre Millionen Opfer erinnern.

Angesichts dieser Pandemie können wir ermessen, inwieweit Gesundheit naturgemäß ein „globales öffentliches Gut“ – wie Wirtschaftswissenschaftler es nennen – ist. Solange die Schwächsten in ärmeren Ländern nicht angemessen behandelt werden, werden die Wohlhabenden in reicheren Ländern gleichermaßen betroffen sein. Deshalb ist im Geiste der Solidarität mit unseren Partnern außerhalb Europas die Unterstützung für eine bessere Vorsorge und eine Stärkung der Gesundheitssysteme für die EU seit langem von entscheidender Bedeutung.

Aus diesem Grund haben die Europäische Union und ihre Mitgliedstaaten angesichts der COVID‑19‑Pandemie das Maßnahmenpaket „Team Europe“ in Höhe von 36 Mrd. € mobilisiert, um unsere Partnerländer und die am stärksten gefährdeten Bevölkerungsgruppen dabei zu unterstützen, die gesundheitlichen Aspekte dieser Pandemie und ihre akuten sozioökonomischen Auswirkungen zu bewältigen. Auf unserer Videokonferenz am Montag haben wir erörtert, wie wir unsere Bemühungen besser koordinieren können, um die Umsetzung dieses Pakets vor Ort zu beschleunigen und greifbare Ergebnisse zu erzielen.

In diesem Zusammenhang müssen wir unsere Reaktionen auf globaler Ebene mehr denn je koordinieren. Die EU und ihre Mitgliedstaaten leisten bereits den größten finanziellen Beitrag zur WHO, aber wir brauchen eine Weltgesundheitsorganisation mit mehr Ressourcen und Handlungskapazitäten. Daher ist es bedauerlich, dass manche Länder wie die Vereinigten Staaten von Amerika gerade zu diesem Zeitpunkt die Notwendigkeit multilateraler Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit in Frage stellen, indem sie die Beziehungen zur WHO vollständig abbrechen. Zu gegebener Zeit wird es erforderlich sein, die Leistung der WHO während dieser Krise sowie die Eignung ihrer derzeitigen Governance für die Bewältigung dieser Art von Pandemien zu bewerten. Unabhängig von den Problemen, die diese Organisation haben mag, sind multilaterale Maßnahmen im Bereich der öffentlichen Gesundheit dringend erforderlich und die WHO ist dafür zweifellos der beste Akteur.

Was für die Gesundheit gilt, gilt auch für viele der großen Herausforderungen, vor denen Europa heute steht: egal, ob es um die Bekämpfung des Klimawandels, des Verlusts an biologischer Vielfalt und des Terrorismus oder um Finanzregulierung und Steuervermeidung geht, wir brauchen ein verstärktes globales multilaterales System. Das multilaterale System aus der Nachkriegszeit muss reformiert werden, um wesentlichen Veränderungen, die eingetreten sind, und aktuellen Herausforderungen besser Rechnung zu tragen. Als Europäische Union werden wir weiter auf die Stärkung dieses Systems hinarbeiten und unsere Partner davon überzeugen, dass multilaterale Lösungen für globale Probleme dringend notwendig sind.

 

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