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Wie wir gegen Desinformation immun werden

18.01.2021

Heute sind Impfstoffe die Antwort auf die Herausforderungen der COVID 19-Pandemie, die sich weltweit negativ auf das soziale und wirtschaftliche Leben ausgewirkt hat.

 

Impfungen gehören zu den größten Errungenschaften im Bereich der öffentlichen Gesundheit. Sie haben dazu beigetragen, Krankheiten wie die Pocken auszurotten, über die wir nun nicht mehr in den Schlagzeilen, sondern in Geschichtsbüchern lesen.

Seit Beginn der Pandemie gibt es jedoch eine große Menge an irreführenden Informationen und eklatanten Verschwörungstheorien über die Impfstoffe. Die „Impfangst“ wird tatsächlich schon seit geraumer Zeit im Dickicht der Medienlandschaft geschürt und von staatlichen und nichtstaatlichen Desinformationsakteuren erfolgreich ausgenutzt.

Im Jahr 2018 veröffentlichte das „American Journal of Public Health“ die Ergebnisse einer Studie, denen zufolge mehr als 93 % der Beiträge über Impfungen, die zwischen 2014 und 2017 auf Twitter veröffentlicht wurden, von bösartigen Konten stammten. Auf diesen Konten, die teilweise mit der berüchtigten „Trollfabrik“ im russischen St. Petersburg in Verbindung stehen, wurden sowohl befürwortende als auch ablehnende Beiträge über Impfungen veröffentlicht, um für Zwietracht und Verwirrung zu sorgen und das Vertrauen der Öffentlichkeit in Impfungen zu untergraben.

Die weltweite Pandemie und das, was die Weltgesundheitsorganisation als „Infodemie“ bezeichnete, haben die Verbreitung von Desinformation gegen Impfungen verstärkt. Impfstoffe und Gesundheitsthemen im Allgemeinen bieten in der Tat einen fruchtbaren Boden für alle Arten von Desinformation. Schließlich handelt es sich dabei um hochkomplexe Themen, die uns dazu anregen, nach neuen Informationen zu suchen (vor allem in Zeiten, in denen wenig über das neuartige Coronavirus bekannt war) und gleichzeitig Emotionen wie Neugier, Angst, Furcht und Besorgnis hervorrufen können. Bisherige Forschungsarbeiten haben gezeigt, dass die Kombination aus Neuheit und Emotionen dazu beiträgt, dass Falschmeldungen fast sechs Mal schneller verbreitet werden als die Wahrheit.

 

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Verschwörungstheorien über COVID‑19 & Impfstoffe

  • Das Coronavirus wurde vermutlich in Biolaboren der NATO entwickelt
  • Bill Gates will eine Impfpflicht einführen, um die Welt zu kontrollieren
  • Das eigentliche Ziel der Impfung ist die Euthanasie der Menschen
  • Westliche Impfstoffe werden für Finanzspekulationen entwickelt
  • Die COVID‑19-Pandemie wird von den Medien inszeniert

Darum finden viele Desinformationsakteure, darunter auch ausländische Staaten, Anti-Impf-Botschaften so attraktiv. Sie dienen als Streitthema, um Zwietracht zu säen, Angst und soziale Polarisierung zu verschärfen und vor allem, um das Vertrauen in die Gesundheitsbehörden, die öffentlichen Stellen, die Wissenschaft und die Medien sowie das Vertrauen innerhalb der Gesellschaft zu untergraben.

 

Infographic

 

Oft basieren Desinformationsbotschaften zum Thema Impfen auf einem „wahren Kern“, der sie glaubhafter und schwieriger zu entlarven macht. Um beispielsweise einen der COVID‑19-Impfstoffhersteller zu diskreditieren, griffen die staatlich kontrollierten russischen Medien die Tatsache auf, dass der Impfstoff mithilfe eines Schimpansen-Virusvektors entwickelt wurde, und bezeichneten ihn als „Affenimpfstoff“. Eine solche Bezeichnung soll nicht nur den Impfstoffhersteller verhöhnen, sondern auch Ängste über die Sicherheit und die „Reinheit“ des Impfstoffs schüren.

Was kann getan werden?

Durch Impfstoffe können wir Immunität gegenüber Viren, auch gegen COVID‑19, erlangen. Ebenso können wir gegen Desinformation immun werden. Wir haben es selbst in der Hand: Mit Hygiene, wie häufigem Händewaschen, schützen wir uns vor COVID‑19. Und genauso kann die Informationshygiene die Verbreitung schädlicher irreführender Informationen, insbesondere in den sozialen Medien, verlangsamen.

Um Informationshygiene zu praktizieren, sollte man innehalten und nachdenken, bevor man Inhalte teilt oder sich mit ihnen auseinandersetzt. Fragen Sie sich selbst:

  • Ist dieser Inhalt verlässlich? Nachrichten sind oft recht eintönig, doch es gibt Ausnahmen: zum Beispiel als zwei Männer einen Hund aus dem eiskalten Wasser retteten, der sich später allerdings als Wolf entpuppte! Wenn der Inhalt beunruhigend ist, sollte man innehalten und sich informieren, ob auch andere Medien darüber berichten. Woher wissen wir, ob der Inhalt stimmt? Vorsicht bei Bildern, Emojis und Schlagzeilen – wird durch sie versucht, eine bestimmte Emotion hervorzurufen? Zur Erinnerung: Eine hohe Zahl an Abonnenten bedeutet nicht unbedingt, dass ein Konto in den sozialen Medien eine zuverlässige Quelle ist!
  • Wer hat diese Nachricht verfasst? Gibt es bereits Veröffentlichungen dieser Person? Die nachgewiesene Erfahrung angesehener Journalistinnen und Journalisten sowie Expertinnen und Experten ist einfach zu finden. Ein Facebook-Kontakt verfügt nicht notwendigerweise über Fachkenntnisse in einem bestimmten Thema. Auch bei Expertinnen oder Experten sollte darauf geachtet werden, dass sie fachkundig sind.
  • Aus welcher Quelle stammen die Behauptungen? Desinformationsakteure berufen sich häufig auf falsche anonyme „Insider“-Quellen, die es womöglich gar nicht gibt! (Das bemerkenswerteste Beispiel hierfür ist die sogenannte QAnon-Verschwörung). Besondere Wachsamkeit ist geboten, wenn diese anonymen Quellen allgemeine Behauptungen enthalten, die nicht nachweisbar sind. Aussagen wie „alles ist miteinander verbunden“, „nichts ist so, wie es scheint“, „sie wollen nicht, dass wir die Wahrheit erfahren“, „es gibt einen geheimen Plan“, sind ernsthafte Warnsignale, dass es sich dabei um Falschmeldungen handelt. Wenn es um Impfstoffe geht, verwenden die Desinformationsakteure häufig abwertende Begriffe wie „Big Pharma“ und „Massenmedien“, um das Vertrauen in Impfstoffhersteller und in den Journalismus zu untergraben.
  • Ist diese Informationsquelle zuverlässig? Glaubwürdige professionelle Medien greifen keine Verschwörungstheorien auf. Sie veröffentlichen Meinungen dort, wo sie hin gehören: in Kommentaren. Seriöser Journalismus basiert auf festgelegten Branchenstandards: Ein Artikel sollte mehr als eine Quelle haben und gegensätzliche Ansichten wiedergeben, um ein bestimmtes Thema umfassend darzustellen. Im Zweifelsfall sollte ein Blick in das Impressum des Medienunternehmens geworfen werden. Zuverlässige Nachrichtendienste stellen eine Liste der dort tätigen Journalistinnen und Journalisten sowie transparente Informationen über die Organisation und ihre Finanzierung zur Verfügung.

 

So sind Sie gut vorbereitet: Wenn Sie die Informationen überfordern und verunsichern, dann informieren Sie sich über die Reaktion der EU auf die Coronavirus-Pandemie. Weitere Informationen:

Es ist immer ratsam, sich an den Ergebnissen der Faktenprüfer zu orientieren. Hier einige Vorschläge:

Und schließlich finden Sie unter EUvsDisinfo die jüngsten Beispiele zu kremlnaher Desinformation, auch über Impfstoffe.

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