EUvsDisinfo: Wie lassen sich in vier Jahren über 6 500 Falschmeldungen widerlegen?
Studierende der Universität Lwiw (Lemberg, Ukraine), die russische soziale Netzwerke nutzen, werden nicht zur Prüfung zugelassen: Dies war der erste Fall (externer Link) einer Falschmeldung aus kremlfreundlichen Medien, der in der EUvsDisinfo-Datenbank (externer Link) vermerkt und richtiggestellt wurde. In Wirklichkeit hatten kremlfreundliche Medien den privaten Post eines Hochschullehrers unverhältnismäßig aufgebauscht – die Meldung wurde von der Universität selbst offiziell dementiert.
Das war 2015 und der Europäische Rat hatte gerade dem neu zu schaffenden Kommunikationsteam im Europäischen Auswärtigen Dienst das Mandat erteilt, gegen die permanenten russischen Desinformationskampagnen vorzugehen. Anschließend kam die Kommunikation und Vermittlung der Politik und der Werte der EU in den östlichen Nachbarstaaten hinzu sowie die Unterstützung unabhängiger Medien.
Seinerzeit bestand das Team aus sieben Personen, die auf Desinformation reagierten und die europäische Widerstandsfähigkeit dagegen stärkten. Das Team beobachtete kremlfreundliche Medien in einer Handvoll Sprachen, richtete eine Datenbank zur Erfassung von Belegen gegen Falschmeldungen ein und entlarvte sie auf der ersten Website dieser Art: EUvsDisinfo (externer Link).
Vier Jahre und mehr als 6 500 Falschmeldungen später ist EUvsDisinfo ein voll entwickeltes Projekt innerhalb des EAD, das sich mit kremlfreundlicher Desinformation in mehr als 20 Ländern beschäftigt, darunter die EU, Länder der Östlichen Partnerschaft, des westlichen Balkans und der südlichen Nachbarschaft. Die Arbeit von EUvsDisinfo fand ihren Weg in hunderte Medien in ganz Europa und darüber hinaus und wurde in über 15 Sprachen veröffentlicht. EUvsDisinfo ist ein zentrales Element in der Debatte darüber, wie Desinformation widerlegt und die Widerstandskraft dagegen erhöht werden kann. Die Methoden von EUvsDisinfo werden von Forscherinnen und Forschern weltweit angewendet.
Seit den Anfängen des EUvsDisinfo-Projekts hat sich der Einsatz der EU gegen kremlfreundliche Desinformation deutlich verstärkt. Heute setzen sich zahlreiche EU-Institutionen, Mitgliedsstaaten, Nichtregierungsorganisationen, Unternehmen und Medien für den Schutz der Demokratie und ihrer Integrität ein.
Doch der Kampf gegen Desinformation beginnt mit jedem Einzelnen von uns: Je mehr wir über das Phänomen wissen, desto besser können wir uns und die Gesellschaft allgemein gegen vergiftete, polarisierende und schmutzige Kampagnen schützen. Die kürzlich überarbeitete Website von EUvsDisinfo unterstützt deshalb auch weiterhin Wissenschaftler, Medien und interessierte Bürgerinnen und Bürger dabei, kreml-freundliche Desinformation zu verstehen und sich dagegen zu wappnen. Ihre öffentlich zugängliche Online-Suchmaschine (externer Link) mit Fällen von Desinformation ist nach wie vor die weltweit Einzige ihrer Art. Die Suche kann nach Sprache, Land, Datum oder Stichwort gefiltert werden. Die neuesten Beispiele von Desinformation betreffen unter anderem den Klimawandel und die Aktivistin Greta Thunberg, die Geschichte des Zweiten Weltkriegs oder die Rolle des Europäischen Parlaments.
Zur Website gehört auch eine Online-Bibliothek (externer Link) mit der größten Sammlung öffentlich zugänglicher Studien zu kremlfreundlicher Desinformation: Sie umfasst wissenschaftliche Veröffentlichungen, Zeitungsartikel, Länderfallstudien, Informationen zu Internet-Trollen und Bots sowie Abhandlungen zu den Taktiken kreml-freundlicher Desinformation. Anhand ausführlicher Fallstudien, beispielsweise zu Desinformation über den Absturz des Flugzeugs MH17 oder der Vergiftung von Sergei Skripal, erfährt man, wie gezielt versucht wird, Gesellschaften zu verwirren.
Information und Manipulation, Wahrheit und Desinformation werden auch weiterhin parallel existieren. EUvsDisinfo hilft Ihnen dabei, sich zu informieren und sich Ihre eigene Meinung zu bilden